Montag, 21. November 2016

Die vierte Woche: Schon ein ganzer Monat!

Salut! Hier ist schon mein vierter Bericht aus Tenkodogo, es ist tatsächlich schon die Hälfte der Zeit rum! Mir geht es gut, ich fühle mich richtig wohl hier. Das liegt sicher auch daran, dass ich mich mittlerweile richtig gut verständigen kann. Ich merke täglich, dass mein Französisch-Wortschatz größer und es immer einfacher wird, Dinge auszudrücken und zu verstehen. Damit ist viel gewonnen! Wie gewohnt beginne ich mit den Tagesberichten und spreche am Ende noch einige weitere Punkte an.

Denise bringt mir bei, wie man Tô kocht.👌

Montag, 14. November: Wie immer wurde auch diese Woche mit einem Gebet und einer Besprechung mit den Kolleg_innen begonnen. Auch ich habe von meiner Arbeit in der vergangenen Woche berichtet. Im Anschluss an die Runde hatte ich vormittags noch einiges wegen des Vertrages zwischen OCADES und dem Freundeskreis Hofheim-Tenkodogo e.V. zu tun. Mittlerweile trete ich ein bisschen als Vermittler zwischen beiden Organisationen auf, die Rolle gefällt mir ganz gut. Nach der Arbeit war ich noch mit Louis in einer Kneipe und habe mich mit ihm ausgetauscht. Er will in Zukunft eine Fußballschule oder etwas ähnliches eröffnen, um Kindern die Möglichkeit zu geben, ihren Traum zu leben. Diese Idee finde ich super, Fußball verbindet. Wenn irgendwie möglich, werde ich ihn bei seinem Vorhaben unterstützen und mich dafür einsetzen, dass die Kinder neben dem Fußballspielen die Schule nicht vergessen. Denn Bildung, das merkt man hier immer mehr, ist die wichtigste und entscheidende Grundlage für ein gutes Leben.

Sonntägliche Essenssuche in Tenkodogo

Dienstag, 15. November: Auf der Arbeit war ich zwar noch kurz mit dem Vertrag beschäftigt, ansonsten hatte ich nicht wirklich viel zu tun. Auch solche Tage gibt es. Abends war ich mit meinen Kollegen Seini Sinare und Michel Sina in einer mir neuen Kneipe Bier trinken. Wir konnten uns super austauschen und sie haben ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert.

Sina, Jonas et Sinaré 

Mittwoch, 16. November: Heute war ich mit Sinare und Martine den ganzen Tag in Garango, um die Kermesse vorzubereiten. Wir haben uns um die Preise/Gewinne (des lots) für die Tombola und Spiele gekümmert. Diese bestehen hauptsächlich aus Klamotten, die in Europa gesammelt wurden und bei OCADES angekommen sind. Ich habe mich gefragt, ob es richtig ist, Klamotten, die man unentgeltlich bekommen hat, per Los zu verkaufen. Nach Rücksprache mit einigen Leuten, u.a. Paul, habe ich aber verstanden, dass es Situationen gibt, in denen andere Dinge mehr gebraucht werden. Durch den Verkauf der Klamotten werden neue Gelder generiert, die dann in andere Dinge investiert werden können. Diese Erläuterung finde ich plausibel. Der Tag war sehr anstrengend, da wir von 9 bis 18 Uhr unterwegs waren und wirklich körperlich gearbeitet haben. Ich denke, grade für mich, der nicht an das Klima gewöhnt ist, ist es besonders anstrengend.

Blick auf die Hauptstraße und den Markt von Garango

Donnerstag, 17. November: Der Morgen wurde mit einem Gottesdienst in den Räumen von OCADES, geleitet von Abbé Denis, begonnen, um für die Konferenz aller Diözesen von OCADES Caritas Burkina und deren internationalen Partnern in der kommenden Woche sowie für die Kermesse (Jour nationale Caritas) zu beten. Vormittags sind wir dann erneut nach Garango gefahren und haben weiter die Preise vorbereitet. Es gibt nun 400 weitere Preise für sogenannte Überraschungs-Briefumschläge (des envéloppes surprises), die ich alle von 1 bis 400 durchnummeriert habe. Am Abend waren wir endlich mit der Vorbereitung der Preise fertig und fuhren zurück nach Tenkodogo. Zwischendurch fragte ich mich manchmal, ob ich eigentlich in Tenkodogo oder doch eher in Garango arbeite. Abends war ich dann nach dem Essen noch mit Paul Trinkbeutel (sachets) kaufen. Die trinkt hier jeder und sind extrem billig. Mittlerweile hat sich mein Magen umgestellt, sodass ich diese ohne Probleme trinken kann. 12 Liter kosten so viel wie eine 1,5-Liter-Falsche des Wassers, das ich bisher getrunken habe. Es lohnt sich also! Leider tragen sie aber auch zum extrem hohen Verbrauch an Plastik bei und verschmutzen die Umwelt, weil sie von den meisten Menschen einfach achtlos auf die Straße geworfen werden. Hier sollte ein Umdenken stattfinden. Als erstes sollte die Stadt viel mehr Mülleimer aufstellen, sodass die Menschen überhaupt die Möglichkeit haben, Abfälle richtig zu entsorgen.

LKW transportieren hier nicht nur Lebensmittel und Tiere, 
sondern auch Menschen. Leider sehr gefährlich...


Freitag, 18. November:
Auch der Freitag wurde mit einem Gottesdienst begonnen. Insgesamt sollen alle Diözesen von OCADES in Burkina Faso dreimal für das Gelingen der Konferenz und des Jour national Caritas beten. Danach hatte ich im Büro wenig zu tun. Es zeigt sich immer mehr, dass es zwei unterschiedliche Arten von Tagen gibt. Auf der einen Seite gibt es immer dann viel zu tun, wenn man unterwegs auf dem Land ist, auf der anderen Seite sind die Tage im Büro oft nicht besonders voll und es gibt für mich nur wenig zu tun. Es ist aber nach den wahrhaft anstrengenden Tagen in Garango usw. nicht schlimm, am nächsten Tag wenig zu tun zu haben. Im Gegenteil kann man die Zeit nutzen um sich etwas auszuruhen, auch das muss sein. 

Tägliche Essensuche im leckeren Müll

Samstag, 19. November: Heute habe ich mich in meinem Zimmer von der anstrengenden Arbeitswoche erholt, nachmittags die hr1-Bundesliga-Konferenz gehört und abends mit Paul in einem Restaurant gegessen und das spanische Derby Atletico gegen Real Madrid geguckt. 

Es gibt hier wunderschöne Orte, 
oft nur ein paar Meter von der Hauptstraße entfernt.

Sonntag, 20. November:
Heute habe ich von Denise, Pauls Frau, gelernt, wie man Tô, das burkinische Nationalgericht, kocht. Eigentlich ist es ziemlich einfach und besteht nur aus Maismehl und Wasser. Deshalb ist es auch wichtig, eine gute Soße dazuzumachen. Nachmittags habe ich das Spiel der Eintracht in Bremen per Radio verfolgt (<3). Abends war ich dann noch bei Louis und dessen Frau Gili zum Essen eingeladen. Es gab Nudeln mit Tomatensoße und Pommes mit Hähnchen und war sehr lecker. Es ist wunderbar, dass man hier im November mit T-Shirt draußen sitzen und das Wetter genießen kann. 

Jonas ist stolz wie Oskar über seinen ersten Tô, 
der von Denise und Paul mit einer 1 benotet wurde

Das waren auch schon die Tagesberichte aus der vergangenen Woche, hier noch einige allgemeine Punkte.

Wetter/Klima: Jetzt, da es immer mehr in Richtung Dezember geht, wird es auch hier Winter. Das führt dazu, dass das Klima langsam echt angenehm wird. Nachts lässt es sich sehr gut schlafen und tagsüber ist es nur noch um die Mittagszeit sehr heiß. Für mich ist das insgesamt perfektes Wetter!

Sprache: Wie schon gesagt, ist es mit dem Französisch mittlerweile echt gut! 

Sonntags ist auf den Straßen von Tenkodogo nicht so viel los

Heimweh:
Im Prinzip hat sich zu letzter Woche nichts verändert. Alleine ohne Freundin, Familie und Freund_innen zu sein, sollte kein Dauerzustand sein! Aber jetzt ist schon die Hälfte geschafft und bald bin ich wieder da! ✌

Die nächste Zeit: In den nächsten Tagen gibt es viel zu tun. Von Montag bis Donnerstag werde ich mit meinen Kollegen in Ouagadougou, der Hauptstadt, auf einer Caritas-Konferenz sein. Das wird sicher spannend. (Dort werde ich mir auch ein originales Burkina-Trikot kaufen.😀) Am Wochenende findet dann endlich die Kermesse statt. Ich bin wirklich gespannt, wie sowas abläuft! In der nächsten Woche werde ich mich bei OCADES dann mit dem Thema Inklusive Bildung auseinandersetzen, was sicher auch gut dazu passt, dass ich in der darauffolgenden Woche dann in der Schule für Sehbehinderte sein werde. Alles weitere dann in den nächsten Berichten!

Ein Trinkbeutel. Man reißt ihn an einer Ecke mit den Zähnen auf 
und trinkt. Wenn man etwas abgetrunken hat, kann man ihn 
hinstellen wie ein Glas. In einem Beutel sind ungefähr 0,4 Liter.

Ich hoffe, es geht euch gut und freue mich von euch zu hören. Mit diesem Beitrag sende ich euch auch etwas Sonnenschein und Wärme ins kalte Europa, denn davon haben wir hier genug.😊 
Achso, fast vergessen: Wer will, kann mir auch gerne auf Instagram (https://www.instagram.com/jtresbach/) folgen. Dort stelle ich täglich Bilder ein.

A bientôt 
Jonas


Zivilisierte Essenssuche, 
wie es sich für echte Wanga (Moore für Esel) gehört.

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